Witt, Wieland

Wieland Witt war viele, viele Jahre Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde in Rellingen und Umgebung, der 1976 gegründet wurde.

Die Begeisterung in ihm für die Geschichte Rellingens weckte bereits die Großmutter. Sie hatte als Hut- und Putzmacherin einen Laden an der Ecke Hauptstraße/Hamburger Straße. Bei „Hut Kröger“ trafen sich damals Kundschaft und Verwandte und unterhielten sich meist auf Platt über Aktuelles und bereits Vergangenes. Hier „sammelte“ Witt Geschichten.

Das hübsche Haus, das jetzt als Tauschbox genutzt wird, hatte der Großmutter einst gehört. Der Großvater verkaufte es, um ein Haus für die Familie am Stawedder kaufen zu können. Dieser Großvater ging auch gern zum Singen in den Rellinger Gesangsverein. Eine wunderschön von Hand gearbeitete Fahne des Vereins war eines der ersten Sammelobjekte Wieland Witts.

Was Wieland Witt in seiner Mitgliedschaft und Vorstandsarbeit und mit den anderen Vereinsmitgliedern des Rellinger Heimatvereins zusammengetragen hat, reicht bis tief ins Mittelalter. Er erforschte beispielsweise die Zeit um 1250, in der es im Juli in Rellingen eine achttägige Marktwoche gab – die damals bedeutendste Marktwoche nördlich der Elbe. Man kann sich diese wie eine Messe vorstellen, zu der manche Händler sogar aus dem weit entfernten Flensburg kamen.

Wieland Witt, der auch als „Das Gewissen Rellingens“ bezeichnet wurde, setzte sich sehr für den Erhalt alter Gebäude ein. War dies nicht möglich, versuchte er zumindest auf den Erhalt des Ortsbildes hinzuwirken, wie beim Bau des neuen Rathauses. Abrissarbeiten wurden, wenn möglich, für die Forschung genutzt. So auch 2012 als „Schmidts Weinstuben“ abgerissen werden mussten. Über mehrere Wochen wurde gegraben. Die Kosten der Ausgrabungen trug der neue Inhaber des Grundstücks, Thomas Pötzsch. Dabei kamen knapp 130 Fundstücke zusammen, die Aufschluss über die frühe Rellinger Geschichte geben und teilweise in der Sammlung des Heimatvereins ein neues Zuhause fanden.

Wieland Witt hätte sich für Rellingen sicher den Erhalt der letzten alten Gebäude, wie das Haus seiner Großmutter, gewünscht. Der Heimatverein wird nun durch seinen Sohn Titus Witt weitergeführt, der wie schon sein Vater auf der Suche nach Nachwuchs für den Rellinger Heimatverein ist.

Wieland Witt Bleistift auf Toned Tanned Paper im Entstehungsprozess
Künstlerin: Annett Bergk